Hotel von morgen – Smart ist nicht genug

Die Hotellerie steht vor Herausforderungen. Wie kann sie den Wandel meistern? Darüber sprachen wir mit Katharina Aguilar und Frank Dittel.

Der Druck innerhalb der Hotelbranche aufgrund der zunehmenden Anzahl von Hotels und hotelähnlichen Unterkünften steigt ebenso wie der Anspruch der Gäste. Haben individuelle, maßgeschneiderte Hotelkonzepte in einem zunehmend schwierigeren Marktumfeld Aussichten auf Erfolg? Wie können Hoteliers das eigene Haus in die Zukunft führen? Was kann die Architektur da in Verbindung mit sogenannter smarter Technologie leisten? Dittel Architekten und 7places beschäftigen sich seit Jahren mit dem Thema Hotel und erweitern ihren Fokus aufgrund der Nachfrage auch auf digitale Vernetzung und Smart Home. Katharina Aguilar erklärt, dass die digitale Vernetzung im Hotel noch in den Kinderschuhen stecke. Die Hotellerie kenne viele kleinere Betriebe, die das IT-Know How nicht im eigenen Haus haben. Diese könnten mit ihrer Struktur Innovationen oft nicht abbilden.

Privat oder Business?

Für Frank Dittel bestehen große Unterschiede zwischen dem klassischen Privatreisenden und dem Businessreisenden. Beide agieren aus unterschiedlicher Interessenlage. Diese könnte sich in Zukunft noch weiter voneinander entfernen. So spielt bei Geschäftsreisenden das Thema Standardisierung eine immer größere Rolle. »Nach einem 10-Stunden-Meeting bin ich informell übersättigt und möchte den Abend im Hotel möglichst einfach und effizient verbringen.«

»Ich will schnell und effektiv einchecken und mein Hotelzimmer erreichen und dort das anfordern können, was ich für eine erholsame Nacht benötige«, erklärt der Architekt. Der klassische Freizeitreisende, führt Dittel weiter aus, will jedoch etwas anderes. Der möchte sich austauschen und sucht das besondere Erlebnis.

Der verlangt nach Individualisierung und Selbstverwirklichung, will sich darstellen. Mit einem Aufenthalt in schönen Hotels kann man sich schmücken in dem man diese Erlebnisse über soziale Medien mit anderen teilt.

Dynamische Raumkonzepte

Katharina Aguilar, zuständig für den Bereich Digital Business und seit August 2019 Geschäftsführerin von 7places, sieht eine Zunahme beim Thema Wandlungsfähigkeit: »Wir stellen eine Nachfrage nach dynamisch nutzbaren Räumen fest. Was morgens Lobby ist, wird dann abends fürs Show-Cooking oder für vergleichbare Veranstaltungen genutzt und während des Tages ist es dann vielleicht ein Konferenzraum. Generell gilt es zu überlegen, wie sich Hotels schnell auf neue Anforderungen einstellen können, um auf einen wechselnden Bedarf zu reagieren. Einige nehmen diese Dynamik in ihr Geschäftsmodell mit auf. Das können natürlich nicht alle Hotelbetriebe, solche mit großer, eigener, auch regionaler Identität werden nicht auf Dynamik setzen können, sondern auf konstante Qualität als Gastgeber.«

Smart Hotel
Verzicht auf Schreibtisch im Hotelzimmer, dafür universell verwendbarer Tisch, der alles sein kann. © Martin Baitinger

Sehnsucht nach neuen Reizen

Nach Ansicht der beiden Planer ist die typische Hotelausstattung zu hinterfragen. In einem guten 3-Sterne-Hotel gibt es beispielsweise einen Schreibtisch und an der Wand einen Netzwerkstecker. Wenn man sich heute anschaut, was im Thema Office passiert, wie moderne Arbeitswelten aussehen, kann man erkennen, dass der typische Geschäftsreisende nicht mehr die ganze Zeit am Schreibtisch sitzt. Er ist im Meeting im Konferenzsaal, trifft sich zum Gespräch in der Lobby und ist auf viele Arten produktiv. Wenn man das auf das Thema Hotellerie überträgt, könnten die drei Quadratmeter, die ein Schreibtisch im Hotelzimmer benötigt, überflüssig werden.

Für Katharina Aguilar ist klar, dass Hotels auch Dinge bieten sollten, über die Hotelgäste sonst nicht verfügen. Für Businessreisende, die ein Meeting abhalten, kann das Hotel eine Technik anbieten, die ein Unternehmen nicht selbst bereitstellt.

Die Hotellerie muss sich neu erfinden

So entstehen neue Geschäftsmodelle für Hotelbetriebe. Die Hotellerie muss sich neu erfinden und gegen neue Konkurrenten wie airbnb durchsetzen.

Der Einsatz smarter Technologien darf nach Dittel Architekten und 7places nicht isoliert betrachtet werden, sondern im Zusammenspiel mit der Architektur; mit haptischen Erneuerungen, analogen Materialien und Oberflächen. Wir haben bei Katharina Aguilar und Frank Dittel nachgefragt, wie sich ein Hotel auf persönliche Präferenzen der Gäste einstellen kann. Die bevorzugte Raumtemperatur, die Musikvorlieben für eine Hintergrundbeschallung, die persönlichen Einschlaf- und Aufwachzeiten, eigene Vorstellungen für eine gute Beleuchtung lassen sich über digitale Vernetzung leicht mitteilen, beispielsweise über das Smartphone, sodass die Hoteltechnik zuverlässig darauf reagieren kann.

Katharina Aguilar: »Wir denken, dass der Mensch nicht so sehr in ergonomischen Begriffen denkt, sondern mehr in Kategorien der Individualisierung. Es besteht offenkundig eine Sehnsucht nach immer neuen Reizen. Ein Raum kann »wissen«, wer ich bin, er passt sich mir an und weiß, wann ich komme. Dieser Raum ist bei Ankunft so, wie ich ihn mag. So können sich Hotels auch in Zukunft differenzieren.«

Service bleibt das wichtigste

Frank Dittel erweitert die Möglichkeiten: »Ein Hotel kann Sie mithilfe durchdachter Beleuchtung mit ihrer Lieblingsfarbe an den Wänden begrüßen und Ihnen ein persönliches Lichtszenario bieten. Man hat vielleicht ihre bevorzugten Getränke bereitgestellt und in ihrem Hotelzimmer riechen sie ihren Lieblingsduft. Über verschiedene Medien generiert ihr Hotel angenehme, positive Erlebnisse. Oberflächen lassen sich mit Licht verändern. Der rein funktionale Aspekt der Beleuchtung »hell« oder »dunkel« rückt in den Hintergrund. Dafür gab es bisher keine Sensibilität. Hier lässt sich auch die Brücke zu smarter Technik und digitaler Vernetzung schlagen.

Ein Hotel muss ausstrahlen: Herzlich Willkommen!

Licht, so stellen die beiden klar, ist für die Architektur eines Hotels von zentraler Bedeutung. Mit zirkadianischem Licht lassen sich beispielsweise die natürlichen Lichtstimmungen des Tageslichtes nachempfinden. Wer den ganzen Tag in fensterlosen Konferenzräumen verbringt, verliert seine zeitliche Orientierung und benötigt längere Erholungszeiten. Die Lichtstimmung in Veranstaltungsräumen kann sich dem Tagesablauf entsprechend verändern und die Menschen in ihrem Biorhythmus unterstützen. Mit individualisierten Lichtstimmungen lassen sich auch die Auswirkungen von Jetlags beeinflussen.

Mit solchen smarten und digitalen Angeboten wird der Gast von den häufigen ergonomischen Zumutungen moderner Technologien entlastet. Persönlicher Kontakt, Service und Beratung wird nach Meinung der beiden jedoch essenziell bleiben und kann durch Digitalisierung nicht ersetzt werden. Hotels sollten zeigen, dass sich jeder Gast willkommen fühlen darf und seine ganz persönliche Wertschätzung erfährt.

Quelle: md Magazin
Autor: Rolf Mauer

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